An der Sebenspitze tauchten in früherer Zeit ab und zu mehrere Nebelmännlein auf, die sich edles Metall aus dem Schoß des Berges holten. Mit ihren Nebelkappen machten sie sich unsichtbar, erklommen als Nebelstreifen die steilsten Spitzen und schloffen in die tiefsten Tobel, in die schmalsten Ritzen und die unergründlichsten Spalten. Was mögen die alles erbeutet haben! Aber die Susannaglocke in Vils löste jedesmal ihren Zauber mit dem ersten Ton. Ist´s wunderzunehmen, dass die Männlein schließlich ergrimmten? Heimlich nagelten sie in der Nacht mit riesigen Mauerhaken den Jochbalken der Susanna am Glockenstuhl fest.
Auf diese Weise sollte sie nicht mehr schwingen und keinen Laut mehr geben können.
Wie sehr auch der Mesner am anderen Morgen am Glockenseil riss, die Susanna schwieg. Als er aber mit lauter Stimme anfing, den Angelus zu sprechen, da konnte die Glocke nimmer still halten. Weil sie aber nicht schwingen und tönen konnte,
deswegen riss sie den ganzen Glockenstuhl um und stürzte dröhnend in die Tiefe.
Gottlob zerbrach sie nicht, und die Bürger konnten sie wieder in allen Ehren und in rechter Ordnung hinaufziehen auf ein neues Gebälk.